„Sich gegenseitig kennenlernen und das Zusammenleben üben“ – das war vor etwas mehr als zehn Jahren die Idee, die zur Gründung des christlich-islamischen Dialogkreises Königswinter/Bad Honnef führte. Denn obwohl die Moschee, die evangelische und die katholische Kirche in der Altstadt kaum 500 Meter von einander entfernt sind, „hatten die meisten Christen keine Vorstellung vom Leben der Muslime“, sagt Rudolf Grupp, der den Dialogkreis seinerzeit initiierte, über die Beweggründe. Rund 40 Treffen – bei Dialogveranstaltungen oder deren Vorbereitung – hat es seither zwischen Christen und Muslimen in Königswinter gegeben. „Wir kennen heute die Moscheegemeinde“, betont Rudolf Grupp.
Das Thema Integration beziehungsweise Gleichberechtigung soll im Mittelpunkt einer für Ende August, Anfang September geplanten weiteren Dialogveranstaltung stehen. Das beschloss der Kreis am Dienstagabend.
Bei dem Vorbereitungstreffen wurde indes deutlich, dass mitunter auch im Dialogkreis selbst durchaus noch Gesprächsbedarf bestehen kann. Denn die Muslime in Königswinter fühlen sich nicht gleichberechtigt in Deutschland. Und sie wehren sich gegen den Generalverdacht, der Islam sei gewalttätig und von Hass und Terrorismus geprägt.
„Religionen müssen Frieden schaffen – Gegen Hass und Gewalt“ ist eine Resolution überschrieben, die der christlich-muslimische Dialogkreis Königswinter/Bad Honnef im Oktober 2014 verabschiedet hat. Darin appelliert er „an alle Gläubigen beider Religionen, sich von gegenseitiger Achtung und von Respekt leiten zu lassen. Ziel der Religionen muss es sein, Frieden zu schaffen.“
Weiter heißt es: „Angesichts der grausamen Entwicklungen in vielen Teilen der Welt stellt der Dialogkreis fest: Deutungen von Religionen, die sie für eine unmenschliche und grausame Ideologie des Hasses und der Gewalt missbrauchen, werden mit aller Entschiedenheit verurteilt. Religion darf keinen Platz haben für Hass, Gewalt und Verbrechen.
Die türkisch-islamische Gemeinde in Königswinter betont ausdrücklich, dass der Koran für sie eine Botschaft des Friedens ist; seit ihrer Gründung setzt sie sich für den respektvollen Umgang mit anderen Religionen ein und verurteilt jegliche Form von Intoleranz oder gar Gewalt.“ (csc)
„Der Islam ist ein Glaube der Liebe, des Miteinanders und Füreinanders“, sagte Imam Naim Demirtas. Anderen Menschen Leid anzutun werde im Koran in jeder Form untersagt.
„Warum müssen wir uns immer wieder rechtfertigen“, kritisierte Ahmet Balikci, stellvertretender Vorsitzender der Moscheengemeinde Königswinter/Bad Honnef, mit Blick auf generelle Forderungen, Muslime sollten sich von Terror und Gewalt distanzieren. Sein Vergleich: Von keinem Christen werde verlangt, sich ausdrücklich vom rechten NSU-Terror zu distanzieren. Der Oberpleiser Pfarrer Heiko Schmitz gab gleichwohl zu Bedenken, dass sich die christlichen Kirchen sehr wohl der Verantwortung stellten, dass im Namen ihrer Religion in 2000 Jahren Geschichte schreckliche Verbrechen verübt wurden. Pfarrerin Dorothee Demond sprach von dem „gemeinsamen Schmerz, dass unsere Religionen in übler Weise missbraucht werden“.
Der Dialogkreis will jedoch auch nach außen Diskussionen anstoßen und Schritte hin zu mehr Gleichberechtigung von Christen und Muslimen erreichen. Ahmet Balikci forderte nicht nur die völlige Gleichstellung des Islam als Religion in Deutschland. Er wies zusammen mit seinem Vorstandskollegen Halit Döndürmez daraufhin, dass in den Ausschüssen des Königswinterer Stadtrates zwar die christlichen Religionen vertreten seien, nicht jedoch die Muslime. Obwohl die Moscheengemeinde neben einer Frauengruppe auch eine Jugendgruppe habe. „Wichtig und logisch“ wäre es nach Einschätzung von Dorothee Demond, wenn die Muslime als sachkundige Bürger einen Sitz im Jugendhilfe- oder im Kulturausschuss hätten. Und Rudolf Grupp wies darauf hin, dass es in Königswinter bis heute keinen Friedhof für Muslime gebe – ein Thema, das man weiter verfolgen will. Auch eine Schwimmmöglichkeit für islamische Frauen, die dabei nicht von Männern gesehen werden möchten, ist der Königswinterer Moscheengemeinde ein Anliegen.
Halit Döndürmez regte im Laufe des Treffens am Dienstag ein „Fest der Religionen“ im Rahmen der 1000-Jahr-Feier Königswinters an. Dabei könnten die drei Glaubensrichtungen drei Gottesdienste abhalten und sich so gemeinsam den Bürgern präsentieren .
Das Ziel aller Aktionen: Die bessere Integration oder besser Gleichstellung der Muslime, die zum Teil schon in der dritten Generationen im Land leben. Es fehle die gesellschaftliche Gleichstellung in Deutschland, klagte, Ahmet Balikci. „Der erste Ansatz zur Gleichstellung ist die Anerkennung des Islam in Deutschland als Weltreligion.“
Informationen zum christlich-islamischen Dialogkreis gibt es bei der Evangelischen Kirchengemeinde Königswinter, Telefon (0 22 23) 21 900, E-Mail: koenigswinter@ekir.de. Informationen über die türkisch-islamische Gemeinde Königswinter gibt es im Internet unter www.ditib-koenigswinter.de.
Quelle: http://www.rundschau-online.de
Link: http://www.rundschau-online.de/bonn/dialogkreis-sitz-fuer-muslime-in-ausschuessen-gefordert,15185502,30218648.html